Der in Berlin lebende niederländische Künstler Gerard Janssen gibt mit Feder und Tusche Gegenständen einen Charakter, um menschliche Gemütsregungen auszudrücken. Häuser und Bäume kommen oft in seinen Zeichnungen vor, die mal traurig oder grübelnd aussehen. Gerard Janssen sagt: „In meiner Kunst gebe ich den Gegenständen eine eigene Geschichte und ein anderes Verhalten, damit eine andere Ordnung und neue Bedeutungen entstehen. Damit möchte ich unser Bewußtsein dafür verstärken, was um uns herum ist.“
Gerard Janssen wurde 1967 in Smallingerland in den Niederlanden geboren. Heute lebt er in Berlin. Er hat unter anderem an der Kunstakademie Minerva in Groningen studiert. Beim Zeichnen empfindet der Künstler manchmal die gleiche Freude wie beim Spielen als Kind, als er eine eigene Welt mit eigenen Regeln und eigenen Geschichten gebaut hat. So wirken seine Zeichnungen wie Ausschnitte aus längeren Erzählungen. Der Zuschauer ahnt, dass davor etwas geschah und danach etwas passieren könnte.
Galerie Blaue Stunde Berlin
„Gerard Janssen arbeitet in seinen Zeichnungen mit der Fremdheit von Vertrautem, d.h. mit einer Irritation, die auf dem Verhältnis der namentlich benennbaren Identität von Objekten sowie der bildhaften Leere beruht, die aus der räumlichen Durchlässigkeit ihrer linear umrissenen Formen resultiert. Diese Durchlässigkeit erzeugt eine Ortlosigkeit des Gefühls, in der die Zeichnungen zum Projektionsraum für Empfindungen werden, die der persönlichen Erinnerung an und der Verbindung mit den dargestellten Objekten entspringen. Die Leere der alltäglichen, allgemeinen Bedeutung dieser Bildzeichen teilt sich nach außen mit als Einlasszone für wechselnde individuelle Perspektiven.
Das Zusammenwirken von Raum, Objekt und Zeichen ist der ›blinde Fleck‹ des Alltags, sein Rätsel. Es geschieht, und es wird durch Handlungen bewirkt, deren Folgen nicht zu erfassen und nicht zu bedenken sind. Wir leben nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum, von Wiederholung und Vertrauen. Dabei können sich divergente Handlungsperspektiven zu Strukturen verschränken, die dann ein Eigenleben entfalten.“
Wolfgang Siano (Kunsthistoriker)
Berlin